Meine Mutter war Hebamme, sie hat natürlich auch den Judenfrauen geholfen.
Einmal wartete sie an der Eisenbahnschranke. Neben ihr stand eine Frau.
Meine Mutter wusste, dass ihr Kind krank ist.
Sie ging zu dieser Jüdin hin um zu fragen wie es dem Kind geht und da antwortete die Jüdin: „Frau Käsgen, Sie gehen besser weiter, das wird nicht gerne gesehen.“ Aber meine Mutter sagte: „Na so weit käm’s noch!“ und erkundigte sich weiter.
Etwas später wurde meine Mutter in die Schule zum Lehrer Stelz gerufen, meine Brüder waren zu der Zeit noch in der Grundschule. Meine Mutter ging in dem Glauben dorthin, meine Brüder hätten irgendetwas angestellt, aber der Lehrer sagte zu ihr: „Frau Käsgen, Sie sind gesehen worden, Sie haben mit einer Jüdin gesprochen.“ Da sagte meine Mutter: „Ja und!? Haben Sie mich deshalb hierher gerufen?“ „Ja!“, antwortete der Lehrer. Darauf sagte sie: „Ja dann, auf Wiedersehen!“